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Natur aus nächster Nähe: Öko-Abenteuer in Kalba

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Die Vereinigten Arabischen Emirate sind nicht gerade für ihre Wälder und ihre reiche Tierwelt berühmt. Deshalb ist Kalba, Schardschas südlichste Ostküsten-Enklave, ein so besonderer Ort. Seine majestätischen Mangroven und schroffen Berge sind lebenswichtige Lebensräume für seltene Vögel, gefährdete Schildkröten und andere Lebewesen und machen es zu einem Paradies für Naturliebhaber und Tierbeobachter.

Die Mangrovenwälder erkunden

Ein wesentlicher Bestandteil ist das Naturschutzgebiet Al Qurm, ein riesiger smaraggrüner Wald aus Mangroven (auf Arabisch 'qurm'), der sich etwa 7 km lang um zwei Ausläufer eines gewundenen Prils schlängelt. Das Gebiet ist ein erstklassiger Brutplatz für Vögel sowie ein Zwischenstopp auf der Strecke der Zugvögel zwischen Osteuropa und Afrika.

So viel Wasser und grüne Bäume mitten in der Wüste wirken für diesen Ort recht ungewöhnlich. Sie können alles bequem von der Kalba-Brücke in der Nähe der Bachmündung angehen. Machen Sie eine Kajaktour, wie sie beispielsweise Absolute Adventures anbietet, um die Schönheit dieser heiteren Landschaft in vollen Zügen zu genießen. Sanft durch den stillen Kanal zu gleiten ist wie eine Meditation, und die Stille wird nur durch das leise Eintauchen des Paddels in das Wasser und das gelegentliche Kreischen oder Herabstürzen eines Vogels unterbrochen, der einen Krebs fangen will.

Mit viel Glück können Sie sogar Al Qurms berühmtesten gefiederten Bewohner entdecken, den so seltenen arabischen Eisvogel, einen prächtigen Vogel mit weißer Brust und hellem türkisfarbenem Deckhaar. Er ist in Kalba beheimatet und nistet in natürlichen Löchern in Mangrovenstämmen und -ästen. Er ernährt sich hauptsächlich von Krabben, die bei Ebbe im Watt auf dem Trockenen liegen.

Eine weitere seltene Art, die hier brütet, ist der Steppenspötter, während Hemprichmöwen und Paddyreiher saisonale Besucher sind. Seeschwalben, Möwen, Reiher, Strandläufer und Sanderlinge sind hingegen deutlich häufiger anzutreffen.

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Die Mangroven schützen

Nehmen Sie sich beim Paddeln Zeit, die Mangroven selbst zu bestaunen. Diese Bäume haben es in sich! Sie gedeihen in salzigem Küstenwasser, werden von den täglichen Fluten in Bewegung gehalten und gnadenlos von der Sonne verbrannt. Um Sauerstoff aufzunehmen, lassen sie sich Atemschläuche wachsen, deren Spitzen bei Ebbe freiliegen. Ihr verflochtenes Wurzelnetz ist ein Spielplatz

für Jungfische, und ihr dichtes Laub bietet Schutz für nistende Vögel. Und als ob das nicht schon genügte, schützen sie zudem die Küste vor Sturmschäden und Erosion. Mit anderen Worten, Mangroven verdienen unseren Respekt.

Doch seit einiger Zeit leiden die Kalba-Mangrovenwäldchen unter dem Einfluss des Menschen. Vor allem die Fischer, die Strandbesucher und das Zelten am Strand machen ihnen zu schaffen. 2012 schob die Regierung von Schardscha dem Treiben einen Riegel vor, um dieses empfindliche Ökosystem zu retten. Es wurde für die Öffentlichkeit gesperrt, damit es sich erholen kann. Ein königliches Dekret führte zur 1500 Hektar großen Al-Hafiya-Schutzzone, zu der das Naturschutzgebiet Al Qurm sowie das nahe gelegene Wattenmeer, eine schmale Akazienebene und die kargen Berge gehören. Nur ein Jahr später wurden die Kalba-Mangroven als dritter Standort in den VAE im Rahmen der der Ramsar-Konvention über Feuchtgebiete als weltweit bedeutend anerkannt.

Dank dieser Anstrengungen konnte sich die Umwelt in Kalba erholen. Eines der sichersten Anzeichen dafür, dass sich die Erhaltung ausgezahlt hat, war die Rückkehr einer gefährdeten Habichtart und einer besonderen Art grüner Schildkröten im Jahr 2015, nachdem diese 30 Jahre lang verschwunden waren. Jetzt brüten und gedeihen beide Arten wieder an einem der wenigen unerschlossenen Sandstrände an der Ostküste und ernähren sich von Seegras, Algen und Schwämmen, die zwischen den Mangroven wachsen. Manchmal kann man diese tierischen Freunde von der Kalba-Brücke aus sehen.

Begegnung mit Bergbewohnern

Al Qurm lässt sich leicht mit einem Rundgang durch das Al Hefaiyah Mountain Conservation Center verbinden, einem weiteren Angelpunkt des Ökotourismusprojekts von Kalba.

Diese 2016 eröffnete hochmoderne Einrichtung befindet sich am Fuße des zerklüfteten Hajar-Gebirges und beheimatet 30 Tierarten, die in den Bergen und Wadis (Schluchten) der Region leben. Die bekanntesten Bewohner sind der arabische Wolf, der arabische Tahr, die gestreifte Hyäne und der arabische Leopard – alle vom Aussterben bedroht, letztere kritisch – die sich in weitläufigen Gehegen bewegen, welche direkt in die natürliche Wüstenlandschaft eingebettet sind.

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Diese größeren Tiere sind die ersten, denen Sie auf Ihrer Tour begegnen werden. Den Komfort eines klimatisierten Gehwegs genießend, können Sie sie durch raumhohe Fenster beobachten, während Sie über die Infotafeln kurze Informationen zu ihren Merkmalen, ihrer Ernährung, ihrem Verhalten und dem Status der Roten Liste einholen.

Ein zweiter Flügel beherbergt die kleineren Tiere – Reptilien, Amphibien und Fische. In dieser abgedunkelten Galerie begegnen Sie so erstaunlichen Kreaturen wie der Dhofar-Kröte, die in Trockenperioden bis zu drei Jahre lang überwintern kann, oder der tödlich giftigen Spinnenschwanzviper. Ein weiterer auffälliger Bewohner ist die Sinai-Agama, eine langbeinige Eidechse, deren Männchen blau werden, Augenkontakt halten und während der Paarungszeit Liegestützen machen!

Die Tour wird draußen mit einem Shuttle fortgesetzt, das Sie zu fünf Beobachtungsverstecken bringt und Ihnen eine weitere Gelegenheit bietet, Leoparden, Hyänen, Karakole und die anderen größeren Säugetiere zu beobachten. Fragen Sie beim Fahrer nach, wenn Sie sie nicht finden können.

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Naturschutz durch Kunst und Bildung

Das Zentrum hat auch einen starken pädagogischen Schwerpunkt, insbesondere wenn es um Naturschutz geht. Informieren Sie sich über die vom Menschen verursachten Bedrohungen, die das Überleben heimischer Arten gefährden, einschließlich des fast ausgestorbenen arabischen Leoparden, von dem nur noch rund 250 in freier Wildbahn leben.

Diese ernsten Themen sind mit vielen spielerischen Einflüssen unterlegt, wie zum Beispiel den genialen „Klanginseln“. Wenn Sie einen Schritt darauf setzen, erklingen die charakteristischen Tierelaute von an der Decke befestigten Lautsprechern. An anderer Stelle können Sie ein Leopardengesicht „malen“, indem Sie winzige Metallscherben mit einem Magnetstift bewegen oder auf einem fixierten Fahrrad gegen verschiedene Tiere „um die Wette rennen“.

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Es gibt sogar eine künstlerische Komponente im Zentrum, für die elf Künstler aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Großbritannien und dem Iran beauftragt wurden, ortsspezifische Arbeiten zu erstellen, die sich mit den Themen Biodiversität und Naturschutz befassen. Hervorzuheben ist Zeinab Alhashemis abstrakte digitale Fotocollage, die Satellitenbilder und arabeske Muster nutzt, um die Geologie der Hajar-Berge deutlich zu machen.

Ein weiteres Hauptwerk ist „Al Hamra“, eine Edelstahlskulptur von Azza Al Qubaisi, die einen asiatischen Karakal und seine Beute zeigt.

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